Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns überfordert fühlen. Dann scheinen wir dem Druck des Alltags nicht mehr standzuhalten. Hintergrund von solch Überlastungsgefühlen kann ein Burnout sein. Darunter leiden maßgeblich die Betroffenen selbst – jedoch nicht nur. Auch Partner:innen stehen vor der herausfordernden Aufgabe, ihren geliebten Menschen durch diese schwierige Zeit zu begleiten. In diesem Artikel möchte ich daher einige hilfreiche Tipps für Partner:innen von Menschen mit Burnout vorstellen.
Die Basis im Umgang mit Burnout
Der erste und entscheidende Schritt besteht darin, die Situation zu akzeptieren und Verständnis zu zeigen. Auch, wenn noch nicht klar ist, ob es sich um ein Burnout handelt, oder andere Gründe hinter der Überlastung stecken: Sich einzugestehen, dass man an eine Grenze gekommen ist, ist keine Schwäche. Sich in solchen Momenten Unterstützung zu holen, zeigt Stärke – und die Bereitschaft für Verbesserung.
Handelt es sich wirklich um Burnout?
Burnout ist von der Weltgesundheitsorganisation in den ICD-11 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, Version 11, seit 1. Januar 2022 in Kraft) als Faktor aufgenommen worden, der die Gesundheit beeinflusst¹. Die Ursachen sind ein komplexes Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, welche von Betroffenen zu Betroffenen individuell unterschiedlich sein können. Das uns so bekannte Ursache-Wirkungsprinzip („Genau das ist die Ursache, deshalb sehen wir nun dieses Ergebnis“) kann hier nicht angewandt werden².
Sichtbar wird ein Burnout meist durch anhaltendes Stress- und Überforderungsgefühl einer Person. Essenziell ist allerdings ein Bewusstsein dafür, dass Burnout nicht alleine von Entspannungsübungen oder Spaziergängen (sie können deine:n Partner:in im Alltag stärken, sollten jedoch unbedingt durch therapeutische Unterstützung ergänzt werden) geheilt werden kann, da es um die Heilung dessen geht, was hinter den Symptomen Stress und Überforderung steht. Für eine Abklärung der Hintergründe ist eine psychotherapeutische Einordnung wesentlich. Was du tun kannst: Nimm deine Partnerin, deinen Partner ernst. Ganz unabhängig von den Gründen ist das Bitten um Hilfe für sehr viele Menschen bereits mit einer großen Überwindung verbunden. Umso wichtiger ist der achtsame Umgang mit Menschen in so einer verletzlichen Phase ihres Lebens.
Was du als Partner:in bei Burnout tun kannst
In dieser Situation ist es sehr hilfreich, Mitgefühl zu zeigen, der Person zu signalisieren, dass du für sie da bist und an ihrer Seite stehst. Wenn dein:e Partner:in darüber spricht, nimm dir Zeit, zuzuhören und die Gefühle ernst zu nehmen. Schon allein das aktive Zuhören kann eine große Unterstützung sein: so gibst du deinem Gegenüber Raum, zeigst ihr oder ihm, dass du die Person wahrnimmst. Entscheidend ist hier, zuzuhören, um zuzuhören – nicht, um zu antworten. Am Ende kannst du dich bei deinem Gegenüber bedanken, dass sie sich dir gegenüber geöffnet hat und offen fragen: „Welche Unterstützung wünschst du dir von mir?“
Die Last teilen: Partnerschaftliche Solidarität
Befindet sich jemand in der depressiven Phase eines Burnout, kann jegliche Energie fehlen – oft fühlt es sich für die Betroffenen zu schwer an, aufzustehen und sich aus der Küche etwas zu essen zu holen, oder gar in den Supermark einkaufen zu gehen. Hier kannst du deine:n Partner:in unterstützen, indem du – je nach vorhandenem Energielevel – für verfügbare Speisen und Getränke sorgst, Einkäufe erledigst und, falls ihr Kinder habt, dich um die Kinderbetreuung kümmerst.
Gemeinsam ist man weniger allein: Professionelle Unterstützung finden
Gemeinsam einen Weg aus einer Krise zu suchen, stärkt nicht nur die Partnerschaft, sondern auch die individuelle Heilung. Ermutige deine:n Partner:in dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Psychologen Freudenberger und North haben 1992 zwölf Stufen des Burnout definiert, wovon die letzten eine Erschöpfungsdepression abbilden. Depressionen dürfen und können nur von ausgebildeten und geübten Psychotherapeut:innen betreut werden. In Deutschland werden Therapiekosten in einigen Fällen von Versicherungen übernommen.
Die Unterstützung beim Finden von therapeutischer Hilfe kann sehr viel wert sein. Besonders in einem Burnout – oder der schon fortgeschrittenen Erschöpfungsdepression – kann es für deine:n Partner:in sehr schwer sein, die Energie genau dafür aufzubringen. Hier findest du mehr Informationen dazu, was die Krankenkasse bezahlt und wie ein:e Therapeut:in in eurer Umgebung gefunden werden kann. Ihr könnt darüber sprechen, welche Möglichkeiten es gibt und du kannst auf die Wünsche deines Gegenüber eingehen. Ein sensibler, achtsamer Umgang ist hier entscheidend, da sich Menschen in diesen Phasen oft sehr verletzlich fühlen.
Eine Voraussetzung für eine gelingende Therapie ist eine Vertrauensbasis zwischen Therapeut:in und Klient:in. Fühlt sich dein:e Partner:in mit jemandem nicht wohl, ist es demnach vollkommen in Ordnung, nach einer Probesitzung zu entscheiden, weiter zu suchen. Bei der Auswahl von professioneller Unterstützung können und dürfen auch bestimmte Themen (wie z.B. Angst vor dem Job, Klimaangst, Überforderung in einer Elternrolle) eine Rolle spielen. Habt ihr im Gespräch festgestellt, dass es Schwerpunktthemen gibt, über die dein:e Partner:in gerne mit einer Fachkraft sprechen möchte, so kann das auch in einer Probesitzung angesprochen werden. So können Therapeut:innen ehrlich Feedback geben, ob sie für die genannten Themen eine passende Ansprechperson sind. Abseits von Schwerpunktthemen ist jedoch vor allem das Gefühl entscheidend, das dein:e Partner:in im Gespräch mit der Fachkraft hat. Manchmal kann sich ein Wechsel lohnen, falls man gleich zu Beginn merkt, dass man sich nicht wohl fühlt. Genau dafür werden häufig Probesitzungen angeboten.
Gemeinsam stark gegen Burnout
In schwierigen Zeiten wie diesen ist es entscheidend, als Partner:in eine unterstützende Rolle einzunehmen und Geduld aufzubringen. So könnt ihr Schritt für Schritt zusammen mit professioneller, therapeutischer Unterstützung die Herausforderung Burnout überwinden. Sei dir dessen bewusst, dass dein:e Partner:in Zeit für die Genesung braucht. Deine Geduld und Zuwendung unterstützt deine:n Partner:in, um in der aktuell herausfordernden Zeit nicht das Gefühl zu haben, da „alleine durchzumüssen“. Und auch du darfst Unterstützung für dich hinzuziehen: eine Stütze für jemanden zu sein bedeutet auch, die eigenen Energiereserven regelmäßig aufzuladen. Zusammen könnt ihr Wege finden, die zur Heilung, sowie zur persönlichen und partnerschaftlichen Weiterentwicklung führen.
Quellen
(2) Leibovici-Mühlberger (2013): “Die Burnout Lüge. Was uns wirklich schwächt und wie wir stark bleiben” S.41.
Gatterburg, Angela; Großbongardt, Annette (2012): “Diagnose Burnout. Hilfe für das erschöpfte Ich” S.30.
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