Deinen Job kündigen und eine Auszeit nehmen
Worauf du achten kannst.
Manchmal sagt das Leben zu uns: Es ist Zeit, durchzuatmen. Eine Möglichkeit für eine längere Pause ist es, dir eine berufliche Auszeit zu nehmen. Wie das funktioniert, und was du zur Vorbereitung beachten kannst, bevor du deinen Job kündigst, erfährst du in diesem Artikel.
Finanzielle Planung einer Auszeit
Eine der ersten Fragen, die du dir wahrscheinlich stellst, wenn es um eine berufliche Auszeit geht: Wie soll ich das finanzieren? Gleichzeitig steckt in der Frage bereits der Anfang der Lösungsmöglichkeiten, wenn du dich nicht davon abschrecken lässt, sondern dich auf ein Gedankenexperiment einlässt: Welche Möglichkeiten der Finanzierung hättest du?
Hier ein paar Ideen, welche du weiterspinnen kannst:
-
Sparen: Falls du dir eine geplante berufliche Auszeit nimmst, könntest du in der Vorbereitung über einen bestimmten Zeitraum monatlich etwas Geld zur Seite legen. Um dieses auch wirklich nicht anzurühren, bietet es sich an, ein eigenes Konto dafür zu eröffnen - entweder ein Zusatzkonto bei deiner bestehenden Bank, oder ein Onlinekonto mit wenigen oder keinen Kosten bei einer weiteren Bank. Hast du einmal ausgerechnet, wie viel du zur Seite legen kannst und möchtest, wie lange deine Auszeit ist, wie viel du brauchst (Budget) und wie lange du im Umkehrschluss sparen solltest, um das zu erreichen, kannst du dir einfach einen Dauerauftrag einrichten, um das Geld monatlich zur Seite zu legen.
-
Nebenjob oder Freelancing: Eine weitere Möglichkeit ist, während deiner beruflichen Auszeit neue, zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Vielleicht ist dir schon eine Weile danach, mal in einem Café zu arbeiten, oder auf einer Farm auszuhelfen? Besonders Menschen, die üblicherweise im Büro arbeiten, sehnen sich manchmal nach Jobs in der Natur. Außerdem hast du die Möglichkeit, dich während einer Auszeit mit deinem Herzensthema selbstständig zu machen, um zusätzliches Einkommen zu generieren.
-
Rücklagen: Um auf mögliche Ausnahmefälle vorbereitet zu sein, ist es ratsam, eine finanzielle Reserve für Notfälle zu haben. Wie hoch diese sein sollte, ist eine individuelle Entscheidung. Berater:innen zum Thema Finanzen sprechen hier oft von ca. drei Monatsgehältern. Mehr dazu erfährst du zum Beispiel bei Madame Moneypenny.
-
Versicherungen: Kündigst du deinen Job und bist nicht mehr angestellt, fällt etwas weg, was wir im deutschsprachigen Raum häufig als selbstverständlich hinnehmen: der Versicherungsschutz. Als Vorbereitung für eine berufliche Auszeit ist demnach essenziell, herauszufinden, welcher Versicherungsschutz wegfällt und wie du diesen in anderer Form wieder erhalten kannst. Versicherst du dich selbst (z.B. als Freelancer:in oder Einzelunternehmer:in) fallen auch hierfür Kosten an, die in das Budget einberechnet werden sollten, um keine Überraschungen zu erleben.
-
Staatliche Unterstützung, Agentur für Arbeit, AMS: Informiere dich über finanzielle Unterstützung, die dir während Ihrer Auszeit zur Verfügung stehen könnte. Dies könnte Arbeitslosengeld, Geld für Bildungszeit oder andere Formen von Sozialhilfe umfassen.
Eine sorgfältige finanzielle Planung kann dazu beitragen, dass deine Auszeit eine positive und stressfreie Erfahrung wird.
Rechtliche Aspekte des Kündigens beachten
Bei einer Jobkündigung müssen mehrere rechtliche Aspekte beachtet werden. In Deutschland gelten dabei die Regeln des Arbeitsrechts. Hier sind einige der wichtigsten Punkte:
-
Kündigungsfristen: In deinem Arbeitsvertrag sollte eine Kündigungsfrist festgelegt sein. Diese kann variieren, muss aber den gesetzlichen Mindestfristen entsprechen. Mehr Informationen dazu gibt’s im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB).
-
Kündigungsschreiben: Eine Kündigung muss immer schriftlich erfolgen und sollte das Datum enthalten, zu dem die Kündigung wirksam werden soll. Es ist empfehlenswert, die Kündigung per Einschreiben zu versenden oder persönlich abzugeben, und dir den Erhalt bestätigen zu lassen.
-
Resturlaub: Es kann hilfreich sein, einen Überblick zu haben, wie viel Resturlaub du noch hast. Inwieweit dir zusteht, diesen zu nehmen, ist teils rechtlich geregelt.
-
Arbeitszeugnis: Du hast das Recht auf ein Arbeitszeugnis. Es ist empfehlenswert, dieses rechtzeitig anzufordern.
-
Sperrzeit bei Arbeitslosengeld: Wenn du selbst kündigst, kann dies zu einer Sperrzeit von bis zu 12 Wochen beim Bezug von Arbeitslosengeld führen. Informiere dich diesbezüglich am besten bei der Agentur für Arbeit.
-
Versicherungen: Wie oben schon erwähnt, wirkt sich eine Kündigung auch auf deinen Versicherungsschutz (Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung) aus. Bist du bei der Agentur für Arbeit oder beim Jobcenter als “arbeitssuchend” gemeldet, läuft der Versicherungsschutz häufig über die genannte Behörde. auswirkt. Falls nicht, kann es sein, dass der Schutz entfällt - und es erforderlich wird, dass du dich selbst versicherst. Mehr Informationen dazu gibt es beispielsweise bei Finanztip oder auf Anfrage bei der Agentur für Arbeit.
Die genauen Bedingungen können je nach individueller Situation variieren, daher ist es ratsam, dich vor deiner Kündigung rechtlich beraten zu lassen. In Bremen kannst du dich hierfür an die Arbeitnehmerkammer wenden, im Saarland an die Arbeitskammer, in Österreich an die Arbeiterkammer, in der Schweiz bei der Gewerkschaft Unia.
Was tun wähernd einer beruflichen Auszeit?
Vielleicht ist dir jetzt einfach nur nach einer Pause - doch nach den ersten Wochen stellt sich dann möglicherweise die Frage: Was tun? Es gibt so viele Möglichkeiten, wie du eine berufliche Auszeit für dich nutzen kannst, hier nur ein paar Ideen:
-
Körperliche und geistige Gesundheit: Du kannst die Zeit nutzen, dich auf deine Gesundheit zu konzentrieren, und darauf zu achten, was du brauchst, sodass es dir so richtig gut geht. Dazu kann mehr Zeit mit deinem Lieblingssport (oder diesen zu finden) gehören, ein Achtsamkeitskurs (zum Beispiel bei Achtsämchen, eine Herzensempfehlung von mir), der Besuch eines Schweige-Retreats oder einer Yoga-Reise. Kennst du deine Bedürfnisse bereits?
-
Hobbys und Interessen: Du hast endlich die Möglichkeit, deine Zeit mit Tätigkeiten zu verbringen, die du liebst und die neben deinem Job möglicherweise zu kurz kamen. Was machst du eigentlich so richtig richtig gern? Und gibt es etwas, das du schon seit längerem mal ausprobieren wolltest?
-
Persönliche Weiterentwicklung: Der Grundstein für Zufriedenheit liegt darin, einen Sinn im eigenen Leben zu sehen und eine Richtung in deinem Leben zu kennen, in die es für dich gehen soll. Merkst du, dass du schon seit längerer Zeit unzufrieden und innerlich unruhig bist? Dann kann die Teilnahme an Workshops oder Coachings zu persönlicher Weiterentwicklung helfen, dich selbst neu kennenzulernen und wieder Klarheit für deine Richtung zu finden. Eine solche Möglichkeit findest du bei einem virtuellen Tee mit PurposeCoach Kerstin.
-
Weiterbildung: Ist dir danach, in einem bestimmten Bereich neue Fertigkeiten oder neues Wissen zu erwerben oder bestehendes zu vertiefen? Während einer beruflichen Auszeit hast du die Gelegenheit dazu. Das Angebot ist riesig: Seien es Kurse bei deiner örtlichen vhs oder ihk, Onlinekurse bei coursera oder udemy, eine Weiterbildung an einer Akademie oder ein Studium, zum Beispiel an einer Fernfachhochschule. Außerdem könntest du möglichkerweise einen Bildungsurlaub (DE) oder Bildungskarenz (AT) in Erwägung ziehen.
-
Freiwilliges Engagement: Das Engagement in einer gemeinnützigen Organisation oder einem sozialen Projekt vereint mehrere Aspekte: Es kann sehr erfüllend sein, sich für einen guten Zweck einzusetzen. Gleichzeitig hast du die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen und neue Fähigkeiten zu erwerben. Je nachdem, welcher Themenbereich dich interessiert und wo du lebst, gibt es hier zahlreiche Möglichkeiten. Interessierst du dich für Biolandwirtschaft, so könnte beispielsweise wwoofing etwas für dich sein - das kannst du mit einer Reise verbinden oder bei dir um die Ecke etwas finden. Soziale Projekte werden vom Roten Kreuz, der Caritas und anderen Trägern organisiert. Häufig sind es auch kleine, innovativ gegründete Vereine (zu finden bei GoVolunteer), die sich besonders über Unterstützung freuen.
-
Reisen: Falls du gern reist, hast du während einer beruflichen Auszeit die wunderbare Gelegenheit, auch mal eine längere Reise in die Realität umzusetzen. Auch wwoofing lässt sich mit einer Reise verbinden. Wohin zieht es dich? Wenn du Zeit hast, kannst du dir auch die Zeit für Slow Traveling nehmen - und genießen, mal in aller Ruhe deine Umgebung oder neue Länder und Kulturen kennenzulernen.
-
Kreative Projekte: Vielleicht ist dir danach, dich endlich mal so richtig auf eigene kreative Projekte zu konzentrieren. Wolltest du mal ein Buch schreiben? Etwas künstlerisch gestalten? Ein neues Musikinstrument lernen? Dann ist eine berufliche Auszeit die ideale Gelegenheit dazu. Auf skillshare findest du passende Onlinekurse dazu.
-
Du merkst schon, zahlreiche Möglichkeiten sind da. Falls du dir Unterstützung bei der Entscheidungsfindung wünschst, kann dir der Soulful Steps Wegweiser weiterhelfen.
Mentale Gesundheit - die psychologische Komponente berücksichtigen
Arbeitslosigkeit kann verschiedene psychologische Auswirkungen haben. Jede Person erlebt Arbeitslosigkeit auf ihre eigene Weise, und die Auswirkungen können stark von der individuellen Situation, der Persönlichkeit und den verfügbaren Unterstützungsnetzwerken abhängen. Hier sind einige psychologische Aspekte, die während der Arbeitslosigkeit auftreten können. Wenn du dem bewusst vorbeugst, kannst du allerdings wunderbar dagegen steuern, sodass die Phase der beruflichen Auszeit für dich entspannt und schön wird.
-
Stress und Angst: Das Wegfallen von Routinen und Unsicherheit über die Zukunft können Stress und Ängste auslösen. Dies kann sich auf verschiedene Weisen äußern, beispielsweise durch Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, körperliche Symptome wie Kopfschmerzen oder Magenprobleme und eine allgemeine Gefühl der Unruhe oder Besorgnis.
Wie du dem entgegenwirken kannst: Überlege dir, welche Routinen dich unterstützen könnten. Du kannst auch verschiedene ausprobieren und hinspüren, was für dich eine gute Lösung ist. Ein Bewusstsein dafür, dass Routinen einen erheblichen Einfluss auf unser mentales Wohlbefinden haben können, ist hier schon der wichtigste erste Schritt.
-
Depression: Langfristige Arbeitslosigkeit kann zu Gefühlen von Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit führen und in einigen Fällen zu Depressionen führen.
Wie du dem entgegenwirken kannst: Entscheidest du dich selbst bewusst für eine berufliche Auszeit, so ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass du mit Hoffnungslosigkeit und Niedergeschlagenheit zu tun hast. Merkst du jedoch eine Veränderung in deinem Wohlbefinden, kannst du hier ansetzen und dich wieder mit deinen Zielen im Leben und einer Richtung, die du gehen möchtest, beschäftigen, um vorzeubeugen. Wenn du merkst, dass deine Energie immer weniger wird und Niedergeschlagenheit zunimmt, zögere nicht, dir therapeutische Unterstützung zu holen.
-
Geringes Selbstwertgefühl: Arbeit gibt vielen Menschen nicht nur ein Einkommen, sondern auch ein Gefühl von Identität und Selbstwert. Der Verlust des Arbeitsplatzes kann daher das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen beeinträchtigen.
Wie du dem entgegenwirken kannst: Hier kannst du mit Angeboten zur Persönlichkeitsentwicklung ansetzen, um dich selbst noch besser kennenzulernen. Du bist mit dieser Herausforderung nicht allein - viele Menschen identifizieren sich sehr stark mit ihrer beruflichen Rolle, sodass während einer Auszeit ein Vakuum entstehen kann und die Frage “Wer bin ich eigentlich?” auftaucht. Dazu kommt, dass weniger häufig das Gefühl des “gebraucht werdens” entsteht. Wie du dein Selbstwertgefühl trotzdem beibehalten oder wieder neu gestalten kannst, kannst du beispielsweise in einem Coaching entdecken.
-
Isolation und Einsamkeit: Arbeit bietet oft soziale Kontakte und ein Gefühl der Zugehörigkeit. Ohne diese Interaktionen können sich manche Menschen isoliert und einsam fühlen.
Wie du dem entgegenwirken kannst: Schau dir genau an, in welchen sozialen Netzen du derzeit involviert bist. Falls dies nicht ausreicht oder du merkst, dass ein Bedarf da ist, diese zu verstärken, kannst du dir überlegen: Was ist mir wichtig und wo könnte ich Gleichgesinnte finden? Welche “alten” Kontakte könnte ich neu beleben?
-
Schuldgefühle: Manche Menschen können sich schuldig oder beschämt fühlen, wenn sie arbeitslos sind, besonders wenn sie das Gefühl haben, dass sie ihre Familie oder sich selbst nicht ausreichend unterstützen können.
Wie du dem entgegenwirken kannst: Sind andere Menschen in die Situation involviert, kann ein ehrliches Gespräch stärkende Klarheit schaffen. Hinzu kommt in vielen Fällen eine gesellschaftliche Komponente: Da wir in einer stark von Leistung geprägten Gesellschaft leben, können hier bremsende Glaubenssätze in uns schlummern, dass wir nur etwas wert seien, wenn wir “hart arbeiten” würden. Auch hier kann die Arbeit mit einer Coachin oder psychologischen Beraterin helfen, diese aufzudecken und Lösungen zu erarbeiten, um das schlechte Gewissen loszuwerden.
Wichtig: Alle genannten Punkte sind “normale” und häufig vorkommende Reaktionen auf Arbeitslosigkeit. Es gibt Unterstützung und Ressourcen, die helfen können, einschließlich psychologischer Beratung, Coaching und Selbsthilfegruppen. Eine mögliche Unterstützung findest du hier.
Wiedereinstieg in den Job nach einer Auszeit
Wie funktioniert eigentlich der Wiedereinstieg in den Job nach einer beruflichen Auszeit? Falls du dir zu diesem Zeitpunkt bereits Gedanken darüber machen möchtest, sind hier einige Tipps, die dabei helfen können:
-
Frühzeitig planen: Beginne bereits während deiner Auszeit damit, über deinen Wiedereinstieg nachzudenken. Du könntest überlegen, welche Art von Job du suchst und recherchieren, welche Schritte erforderlich sind, um ihn zu bekommen. Um Schritt für Schritt herauszufinden, was die passenden Antworten für dich sind, kannst du Unterstützung von Kerstin bekommen.
-
Netzwerken: Falls du in neue Welten eintauchen möchtest, könntest du bei Netzwerkveranstaltungen und Messen ein Gefühl dafür bekommen, welche Themen du spannend findest und dort auch Gleichgesinnte kennenlernen und beginnen, ein Netzwerk aufzubauen.
-
Fähigkeiten auffrischen oder erweitern: Wenn du magst, kannst du deine Auszeit nutzen, um neue Fähigkeiten zu erlernen oder bestehende zu erweitern. Dies kann dir helfen, später deine Chancen auf einen neuen Job zu erhöhen.
-
Auszeit im Lebenslauf ergänzen: Vielleicht wirst du in Bewerbungsgesprächen nach deiner Auszeit gefragt. Hier kannst du davon erzählen, wie sie dich in deiner persönlichen Weiterentwicklung unterstützt hat und was du dazu gelernt hast (denn wir lernen schließlich immer, ganz unabhängig davon, ob wir Kurse besuchen, reisen oder an einem See liegen und reflektieren ;-) )
Die Phase eines Wiedereinstiegs erfordert manchmal Geduld - und manchmal geht es auch ganz leicht. Sollte es doch etwas “ruckeln”, so ist die Erinnerung an uns selbst hilfreich, dass die Zusage für einen Job von vielen Faktoren abhängt, die wir nur teils in der Hand haben und dass emotionale Höhen und Tiefen im Bewerbungsprozess dazugehören. Wenn du positiv und fokussiert auf das Ziel bleibst, wirst du schlussendlich auch einen Weg finden, der für dich funktioniert.
Berufliche Veränderung - doch wohin?
Falls du die berufliche Auszeit für eine berufliche Veränderung nutzen möchtest, bist du hier genau am richtigen Ort. Um die für dich passende Richtung zu finden, braucht es Mut, nach innen zu blicken. Das kann manchmal eine Herausforderung sein - und doch ist es möglich. Auch für dich.